BIPV und architektonische Qualität

Neben technologisch-funktionalen Kriterien ist es wichtig, die Akteure des Projekts (insbesondere die Architektinnen und Architekten) hinsichtlich der architektonischen und ästhetischen Gesichtspunkte der Photovoltaik dazu anzuregen, die Qualität und die daraus folgende Annahme der Solarsysteme in bebauten Räumen zu fördern. Dank der Forschung in den Bereichen Technologie und Planung zeichnet sich mittlerweile ab, dass die Photovoltaik zu einem der wichtigsten Merkmale der zeitgenössischen Architektur werden kann, indem ihr eine neue expressive Bedeutung beigemessen wird und neue Horizonte im Zeichen der Innovation im Rahmen einer neuen «Ästhetik der Nachhaltigkeit» eingeführt werden.Die Qualität der Gebäude, des urbanen Raums und der Landschaft steht in einer engen Wechselbeziehung mit der «Qualität der Integration» der Photovoltaik, d. h. mit dem Ergebnis der komplexen Verbindung von funktionalen, baulichen, energetischen und architektursprachlichen Aspekten.

Deshalb muss auf eine wirksame Verbindung von PV-Innovation (Technik und Leistung) und Planungsinnovation des Gebäudes hingearbeitet werden, wie es stets im Prozess der technologischen Übertragung neuer Materialien auf die Architektur geschehen ist. Das Ziel, im Allgemeinen eine «Qualität der architektonischen Integration» zu definieren, ist jedoch nicht einfach und wahrscheinlich sogar unmöglich, da es von komplexen Faktoren abhängig ist, die miteinander interagieren und in jedem spezifischen Kontext variieren.  Bisher zeichneten sich einige Richtlinien zur BiPV oft durch die Bestimmung von «Projektregeln» hinsichtlich der formalen und sichtbaren Integration von PV in Gebäudeoberflächen aus, die einige typische «Regeln einer fachgerechten Planung/Installation» für die aktuelle Baupraxis beinhalten. Die typischerweise behandelten Merkmale sind die Position, die Grösse und die Form der Module, die geometrischen/morphologischen Kriterien ihrer gemeinsamen Anordnung in Dächern/Fassaden und andere Prinzipien wie die Homogenität, Planheit, Symmetrie usw., die sich normalerweise auf traditionelle Bautypologien beziehen. In vielen Fällen kann man nicht abstreiten, dass man diesen Empfehlungen eine Reduzierung des Risikos von minderen Qualitäten der aktuellen Installationen oder von offensichtlichen Fehlern vor allem in den Fällen zu verdanken hatte, in denen mangels einer spezifischen Planungsphase die Konzeptionierung der PV-Anlage direkt auf die Phase der Installation durch Installateure übertragen wurde, die nicht immer auf Gebäudehüllen oder gar architektonische Aspekte spezialisiert waren.

Im heutigen Kontext muss man also gewährleisten, dass das PV-System wirklich als ein von der Gebäudetechnik und ihrem architektonischen Erscheinungsbild untrennbarer Teil angesehen wird. Internationale Beispiele zeigten bereits, dass es interessante und besondere Möglichkeiten einer PV-Integration in die zeitgenössische Architektur und in den Gebäudebestand in konzeptueller, typologischer, baulicher und architektonischer Hinsicht gibt, die zu Bezugsbeispielen der Innovation im Bereich der BiPV wurden.

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Monte Rosa Hut, Zermatt (Switzerland), ETH Studio, 2009